Prunkvolle Schlitten

    Wer im 17. und 18. Jahrhundert etwas auf sich hielt, besass einen Prunkschlitten. Damit präsentierte man der Gesellschaft seinen Reichtum. Mit dem heutigen Schlittelspass hatte das allerdings wenig zu tun.

    (Bild: © Schweizerisches Nationalmuseum) Auf einem gefrorenen See vergnügen sich Schlittschuhläufer, vornehm gekleidete Damen und Herren, ein Pferd zieht einen Schlitten, um 1750, wohl Kloster Fischingen TG.

    Seit Jahrhunderten nutzt der Mensch Statussymbole, um seine spezielle Stellung in der Gesellschaft zu betonen. Heute sind das vielleicht schnelle Sportwagen, riesige Luxusjachten oder üppige Kaviar-Apéros. Früher waren das wertvolle Schmuckstücke, luxuriöse Landsitze oder prunkvolle Schlitten. Die Gefährte für den Winter wurden im 17. und 18. Jahrhundert nicht nur zum Vergnügen, sondern vor allem zu repräsentativen Zwecken hergestellt.

    Das Schlittenfahren war seit dem 16. Jahrhundert ein fester Bestandteil des Lebens an den europäischen Fürstenhöfen. Die exakt choreografierten Fahrten führten der Bevölkerung vor Augen, wer das Sagen hatte. Dabei leistete ein kunst- und fantasievoll gestaltetes Gefährt einen wichtigen Beitrag. Das wohlhabende Bürgertum kopierte das höfische Leben und begann ebenfalls, sich prunkvolle Schlitten bauen zu lassen. Diese wurden mit Familienwappen, Ortsansichten oder mythischen Fabelwesen geschmückt. Es entstand ein wahrer Wettkampf um die schönsten Schlitten. Dafür wurden keine Mühen und Kosten gescheut. Und das nicht nur bei der Herstellung der Gefährte, sondern auch bei der Pflege, denn um Eindruck zu machen, mussten die Schlitten regelmässig revidiert werden.

    Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verschoben sich die Schlittenfahrten immer mehr vom Fürstenhof auf den Stadtplatz. Neben wohlhabenden Bürgerfamilien begannen auch Studenten Schlittenfahrten zu veranstalten. Ebenso waren die Gefährte während der Fasnachtszeit beliebt für ausgelassene Umzüge. Diese endeten nicht selten in einem Gelage oder einem Schäferstündchen, weshalb Schlittenfahrten immer wieder mal verboten wurden.

    Das Schweizerische Nationalmuseum verfügt über eine ausserordentliche Sammlung an Prunkschlitten. Bisher konnten diese Luxusgefährte noch nie in grosser Zahl ausgestellt werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Figurenschlitten in Form von Tieren und Fabelwesen und ihren spannenden Geschichten rund um die inszenierten Schlittenfahrten, die Besitzerfamilien und die Darstellungen auf den Gefährten. Mit einer Fotostation in der Ausstellung können sich die Besuchenden ausserdem auf einem Prunkschlitten ablichten und das digitale Bild verschicken.

    pd


    Prunkvolle Schlitten
    22.7.2022 bis 2.4.2023
    im Landesmuseum Zürich

    Öffnungszeiten
    Museum, Bistro & Boutique
    Dienstag und Mittwoch 10 bis 17 Uhr
    Donnerstag 10 bis 19 Uhr
    Freitag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

    www.landesmuseum.ch

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